Patronatsfest - Festhochamt
Pfarrkirche St. Johannes Baptist
Predigt von Pater Johny zum Festhochamt anlässlich unseres Patronatsfestes am Sonntag, 29.06.2025:
"Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder,
wir feiern heute ein Fest, das ungewöhnlich ist: Die Geburt eines Heiligen – Johannes des Täufers.
In der Regel gedenkt die Kirche eines Heiligen am Todestag, weil das der Übergang in die ewige Gemeinschaft mit Gott ist. Doch bei Johannes ist das anders. Seine Geburt feiern wir mit einem eigenen Hochfest. Warum?
Johannes ist ein besonderer Heiliger. Er steht zwischen zwei Welten: zwischen dem Alten und dem Neuen Bund. Er ist der Letzte der alttestamentlichen Propheten – und zugleich der Erste, der direkt auf Jesus Christus hinweist.
Johannes ist der Rufer in der Wüste, der sagt: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Er ist nicht der Messias – aber der, der ihn ankündigt. Interessant ist dabei nicht nur, dass wir seine Geburt feiern – sondern wann.
Der 24. Juni liegt in der Nähe der Sommersonnenwende. Das ist der Zeitpunkt im Jahr, an dem die Tage allmählich wieder kürzer werden. Im Gegensatz dazu feiern wir Jesu Geburt sechs Monate später, am 24. Dezember, wenn die Tage wieder länger werden.
Darin liegt eine symbolträchtige Botschaft: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“
Dieses Wort aus dem Johannesevangelium bringt die Lebenshaltung des Täufers auf den Punkt. Johannes weiß: Es geht nicht um ihn. Es geht um den, der nach ihm kommt – um Jesus. Johannes tritt bewusst zurück, um dem Licht Christi Raum zu geben.
Das ist eine Haltung, die uns heute herausfordert. Unsere Welt ist oft vom Gegenteil geprägt: Selbstdarstellung, Machtstreben, Egoismus. Man will gesehen werden, man will Recht haben, man will die Kontrolle behalten.
Das gilt für die große Politik ebenso wie für unser persönliches Umfeld – im Beruf, in der Familie, in der Kirche. Wie schwer fällt es uns, uns selbst zurückzunehmen – sei es in einer Diskussion, oder wenn wir Entscheidungen treffen.
Oft steht dahinter die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden, ersetzt zu werden, an Bedeutung zu verlieren.
Doch Johannes zeigt uns: Größe besteht nicht darin, im Mittelpunkt zu stehen – sondern darin, Raum zu schaffen für etwas Größeres.
Wir sehen das auch im kirchlichen Leben: Wenn jede und jeder nur auf den eigenen Geschmack besteht, auf die eigene Art, den Glauben zu leben – dann verlieren wir den Blick für das Wesentliche.
Doch der Mittelpunkt jedes Gottesdienstes ist nicht mein Geschmack, sondern Jesus Christus. Und der ruft uns, wie Johannes, zu einer Haltung der Demut: „Ich muss kleiner werden, er aber muss wachsen.“
Das ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil. Es braucht Größe, um sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Es braucht Mut, sich selbst zurückzunehmen, damit andere wachsen können.
Gemeinschaft, ob in der Kirche, im Beruf oder in der Familie, wird nur dann möglich, wenn wir einander Raum geben – wenn wir nicht alles besser wissen, sondern auch andere zur Geltung kommen lassen.
Wie viel Potenzial geht verloren, wenn wir meinen: „Ich kann das sowieso besser“ – und dadurch andere entmutigen. Wie viele Menschen trauen sich nichts zu, weil ihnen nie Raum gegeben wurde, sich zu entfalten.
Johannes dagegen macht es anders: Er tritt zurück, damit Jesus sichtbar werden kann.
Das ist die große Botschaft dieses Festes: Wirklich Großes entsteht, wenn Menschen bereit sind, sich selbst in den Hintergrund zu stellen. Wenn wir aufhören, nur uns selbst zu sehen, dann wird Christus in uns sichtbar.
Dann strahlt sein Licht in unserer Welt.
Liebe Schwestern und Brüder,
das Hochfest Johannes des Täufers ruft uns also nicht nur zum Feiern auf, sondern auch zur Umkehr – zu einem neuen Blick auf uns selbst und auf andere.
Lernen wir von Johannes: Demut ist nicht Schwäche, sondern der Raum, in dem Gott wirken kann.
Wenn wir das Leben – in der Gemeinde, im Beruf, in unseren Familien – dann wird das Licht Christi wirklich sichtbar.
Dann wird unsere Welt heller – und die Botschaft des Evangeliums strahlt weit über uns hinaus.
Ja
„Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“
Amen."