Pastoralplan

Glaube macht das Leben bunt.

 

Ein Wort vorweg.
„Kirche ist mehr als eine Werbeagentur für gesellschaftspolitische Fragen. Wir dürfen widerständig und widerborstig gegen den Zeitgeist sein.“
(Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz)

 

Das Zitat vom neuen Bischof von Mainz kann deutlich machen, warum die Pfarrei St. Johannes Baptist in Beelen sich mit der Thematik "Pastoralplan" beschäftigt hat.

Denn, in welcher Welt lebt eine Pfarrgemeinde, unsere Pfarrgemeinde? Welcher Zeit geht sie entgegen? Welcher Verantwortung muss sie sich stellen? Ist alles so wie es ist gut? oder müssen wir unsere Blickrichtung neu justieren, Perspektivwechsel vornehmen?

Diese Fragen zeigen schon auf, dass es einen Plan geben sollte, der erfahren lässt, wohin die Reise der Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist Beelen in den nächsten Jahren gehen könnte.

 

Zur Entstehungsgeschichte:
Der Pfarreirat hat sich an zwei Wochenenden mit der Thematik ‚Pastoral der Pfarrei‘ im Hinblick auf einen Pastoralplan beschäftigt. Ein Ausschuss hat eine Bestandserhebung durchgeführt und an überregionalen Treffen teilgenommen. Ferner war die Gemeinde zu  einer öffentlichen „Zukunftswerkstatt“ eingeladen und es wurden ‚Schlüsselpersonen‘ zum Leben in der Gemeinde Beelen befragt. Die Ergebnisse sind in ein bereits erstelltes Leitbild eingeflossen und haben auch für die Erstellung des zu erarbeitenden Pastoralplans Berücksichtigung gefunden.

 

Es ging um folgende Fragen:

  • Was ist in unserer Pfarrgemeinde heute schon existent?
  • Warum ist die Pfarrgemeinde wichtig?
  • Welche Projekte, Veranstaltungen sind zentral, auf welche können oder müssen wir verzichten?
  • Wie gelingt es uns Menschen zu „fischen“, die bereit sind, sich mit ihren Möglichkeiten und Talenten einzubringen.
  • Welchen Effekt hat die Arbeit?
  • Was können die (immer weniger werdenden) ehrenamtlich tätigen Kräfte überhaupt noch leisten?
  • Welche materielle und personelle Unterstützung seitens der Diözese ist erforderlich?

 

Der Pastoralplan ist also das Ergebnis intensiver Arbeit von Menschen, die sich vorwiegend im PfarreiRat engagieren. Ziel des Planes ist es, das Leben der Menschen in unserer Pfarrei spürbar zu bereichern.

 

Relevante Themen für die Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist Beelen

Es bieten sich unzählige Möglichkeiten das Leben in der Pfarrgemeinde aktiv zu gestalten und zu bereichern, die individuellen Stärken und Interessen einzubringen. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Zahl der Christen, die sich längerfristig engagieren können oder wollen, rückläufig ist. Für einzelne Projekte sind jedoch immer noch Menschen ansprechbar, auch wenn sie sich nicht zum engeren Kreis der Pfarrgemeinde zählen. Deshalb brauchen wir keine Angst vor neuen Formen und Strukturen zu haben, die unsere Kirche annehmen wird und annehmen muss!

Wir alle müssen kreativ und fantasievoll sein – im Vertrauen auf den Heiligen Geist der uns als Kirche zugesagt ist – und uns einlassen auf einen Reformprozess.

Diesen wollen wir selbstbewusst mitgestalten. Nur gemeinsam können wir die zukünftige Form einer Kirche finden, einer Kirche, die es noch besser schafft Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Und das ganz konkret, hier bei uns in unserer Pfarrei, in St. Johannes Baptist, hier in Beelen.

 

Deshalb beschreibt unser Pastoralplan folgende Schwerpunkte:

  • Glauben Feiern (Liturgie)
  • Glauben in Gemeinschaft (Vom Glauben sprechen)
  • Glauben leben (Tätige Nächstenliebe, Caritas)
  • Glauben verantworten (Das Ganze im Blick haben)
 

Glauben Feiern (Liturgie)

„Lebe das, was Du vom Evangelium verstanden hast! Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“
(Frère Roger, Taizé)

 

Die Frömmigkeit und die Spiritualität der Menschen haben sich verändert. Die regelmäßige Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier ist seltener geworden. Manche Gebetsformen sind ganz verschwunden. Dennoch zeigt sich die Verbundenheit der Gläubigen im Engagement in  unterschiedlichen Gruppen. Das wird z.B. sichtbar bei der Gestaltung der verschiedenen Gottesdienste im Ablauf des Kirchenjahres. Deshalb freuen wir uns darüber, in unserer Pfarrgemeinde viele Kinder zu haben, die im Kinderchor mitsingen oder sich in der Messdienergemeinschaft einbringen. Wir freuen uns über Jugendliche, die sich im Jugendmesskreis engagieren und die Messen mit vorbereiten. Wir freuen uns über unseren viel gelobten Kirchenchor, der zur festlichen Gestaltung vieler Gottesdienste beiträgt.

Eltern von Kleinkindern haben die Möglichkeit einen extra für die „Kleinsten“ konzipierten ‚Krabbelgottesdienst‘ zu besuchen. Ein Kreis der mehrmals im Jahr die Gestaltung von Familiengottesdiensten übernimmt wird gerade wieder neu aufgebaut. Auch andere Gottesdienstformen, wie z. B., das ursprüngliche und typische Nachbarschaftsgebet beim Todesfall, erfreut sich großen Zuspruchs. Maiandachten z.B., finden, von den Vereinen vorbereitet, an verschiedenen Orten Beelens statt. Die geprägten Zeiten (Advent und Fastenzeit) werden mit anders gestalteten Angeboten besonders hervorgehoben. So feiert die Pfarrei den Glauben in vielfältigen lebensnahen Gottesdiensten.

Unser Alltag mit seinen Höhen und Tiefen ist Ort unserer Gotteserfahrung. Die Begegnung mit Gott und seiner Liebe und Nähe zu allen Menschen ermuntern uns zur Feier von unterschiedlichsten Gottesdiensten. Wir werden die liturgische Vielfalt weiter fördern und liturgische Experimente weiterhin wagen.

Wir legen Wert auf eine zeitgemäße, verständliche und einfache, jedoch auch feierliche Sprache in Liturgie, Katechese und Verkündigung.

 

 

Glauben in Gemeinschaft (Vom Glauben sprechen)

„Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt.“
(Lk 22, 32)

„Dann sagte er zu ihnen: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen."
(Mk 16,15)


Dieser Auftrag ist eindeutig. Auch in unserer Gemeinde gibt es viele, die vom Glauben nichts wissen wollen. Die Kirche ist unter Druck geraten. In unserer Pfarrgemeinde ist an vielen Stellen die Verkündigung noch lebendig und auch differenziert erfahrbar, wie bei der Sakramentenkatechese, der Predigt in den Gottesdiensten und bei diversen Veranstaltungen der Vereine und Verbände, im Ferienlager, etc.

Allerdings ist die Wahrnehmung der Katecheten und Katechetinnen, dass sie bei der Vorbereitung auf die Sakramente zunehmend auf kirchenfremde Menschen treffen, Menschen, die von Kirche gehört haben, aber nur rudimentär (oder bruchstückhaft) von Kirche und Leben als Kirche wissen. Oft kennen viele “Kirche“ nur von den ‚Wendepunkten ihres Lebens‘.

Deshalb wollen wir Menschen weiterhin an den Wendepunkten ihres Lebens erreichen und ansprechen. Neben der Vorbereitung auf die Sakramente (Taufe/Erstkommunion/Firmung) und der Messdienerarbeit würden wir gerne weitere Angebote für Kinder und Jugendliche als Zugang zum Glauben und zur Kirche anbieten, hierfür fehlen uns momentan allerdings die ehrenamtlichen und auch die  hauptamtlichen Mitstreiter. Wir werden aber an außerkirchlichen Punkten präsent bleiben.

Wir sind dankbar für ein lebendig ökumenisches, unbürokratisch geschwisterliches Miteinander der verschiedenen Konfessionen vor Ort. Durch unser Mitwirken, gestalten wir ein Stück Lebenswelt der Menschen innerhalb unserer Gesellschaft mit.

 

 

Glauben leben (Tätige Nächstenliebe, Caritas)

„Nehmt einander an, wie ich euch angenommen habe.“
(Röm 15,7)

 

Unser christliches Selbstverständnis darf nicht mit dem Verlassen des Gotteshauses enden, sondern soll im Alltag, in der Begegnung von Mensch zu Mensch, gelebt werden. So sind auch alte und kranke Menschen im Blick, sie werden zu den verschiedensten Anlässen besucht, im heimischen Umfeld genauso, wie auch im Altenzentrum Haus St. Elisabeth. In der Hauskapelle, die auch von der ev. Gemeinde regelmäßig für Gottesdienste genutzt wird, sollen auch weiterhin regelmäßig Gottesdienste unserer Pfarrei stattfinden.

Eine andere Gottesdienstform ist die Hauskommunion als weitere Form der Stärkung. Wir wenden uns auch den Menschen am Rande der Gesellschaft zu und bieten ihnen unbürokratisch Hilfe an. Die Problematik der Asylbewerber in unserer Gemeinde ist uns bewusst. Wir unterstützen Menschen jeglicher Herkunft, Sprache und Kultur nach Kräften.

Ebenso ist uns die Unterstützung der örtlichen Tafel „Warenkorb“ für Menschen in Notsituationen wichtig und wertvoll. Durch regelmäßige Besuche oder Kontakte der Gremien in verschiedenen sozialen Einrichtungen wird das Bewusstsein für die Not der Menschen sensibilisiert und ein Netzwerkaufgebaut.

Die Arbeit mit Menschen aus allen verschiedenen Ländern und Kulturen (z.B. die Fahrradwerkstatt) ist wichtiger Bestandteil der caritativen Arbeit der Pfarrei. Zahlreiche Veranstaltungen (z.B. Seniorennachmittage, interkulturelles Gebet und Miteinander) sind fester  Bestandteil unserer Arbeit an und mit allen Menschen.

Wir werden alles dafür tun, damit die grenzenlose Liebe Gottes durch unser Handeln sichtbar wird und bleibt.

 

 

Glauben verantworten (Das Ganze im Blick haben)

„Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein“
(Psalm 14)

Sich einsetzen für seine Gemeinde ist die Aufgabe eines jeden Gläubigen. Alle sind Kirche. Einige engagieren sich zum Wohl aller. Sie werden Ehrenamtliche genannt. Das Ehrenamt ist das für unsere Gemeinde, was für einen Wanderer eine Quelle ist. Überlebenswichtig. Das Ehrenamt erhält höchste Wertschätzung, Anerkennung und Hochachtung.

Es gibt in Beelen viele engagierte und aktive ehrenamtlich tätige Christen. Auch außerhalb des kirchlichen Raumes. Allerdings werden weitere Talente gesucht. Bei allen Vorsätzen, von denen wir uns leiten lassen, sind wir uns bewusst, dass unsere Kräfte begrenzt sind und vieles im Glauben Geschenk bleibt. Auch ist in unserer Gemeinde das Kontingent für hauptamtlich tätige Kräfte nicht ausgefüllt. Die Stelle eines Pastoralreferenten/ einer Pastoralreferentin ist schon seit geraumer Zeit vakant.

Daher sind wir gefordert, Zeugnis zu geben und so den Zugang zu den Quellen unseres Glaubens offen zu gestalten. Dadurch können andere das Leben aus dem Glauben neu entdecken. Als suchende Menschen können sie so in unserer Pfarrei mit ihren Möglich-keiten an vielen Stellen der Pfarrei mitgestalten und so das Leben der Pfarrei bereichern.

Darüber hinaus gibt es auch unentschlossene und ängstliche Menschen in unserer Gemeinde, die gerne ihre Talente einbringen wollen, aber noch nicht den richtigen Dreh oder das richtige Betätigungsfeld finden konnten. Wir wollen aber weiterhin Menschen ermutigen, sich im lebendigen Miteinander der Pfarrei einzubringen. Fehlende Ansprache ist eine verpasste Chance der gegenseitigen Bereicherung.

Deshalb hier ein Appell an Sie lieber Leser/ liebe Leserin:
Möglicherweise verfügen Sie über zeitliche Freiräume und möchten sich engagieren. Sie möchten jetzt aktiv werden: Wenn Sie sich einbringen möchten, sprechen Sie uns (Mitglieder des PfarreiRates, Pfarrer, andere Engagierte, usw.) an.

 

Anstelle eines Schlusswortes. Wenn jemand sagt „Die haben ja keinen Plan“, ist das in der Regel ein vernichtendes Urteil. Die Zeiten, in denen das Christentum dem Massendenken verfallen war, sind längst vorbei. Auch wird die Zahl der Menschen, die sich aktiv am Leben der Pfarrgemeinde beteiligen, von Jahr zu Jahr geringer.

Umso wichtiger ist es angesichts dieser Tatsachen, dass die Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist Beelen einen Plan hat, wie es weitergehen kann. „Planen und bauen, Neuland begehen, miteinander glauben und sich verstehen“, so heißt es in einem Lied aus dem Gotteslob.

Nach vielen Überlegungen, Sitzungen, Tagungen, dem Studium statistischer Daten sowie mit dem Blick auf die aktuelle Situation wurde der Pastoralplan entwickelt. Es gibt Pläne für die Schublade. Es gibt aber auch Pläne, die ein Ziel formulieren. Letzteres will dieser Pastoralplan. Was dann davon im Laufe der nächsten Jahre umgesetzt werden kann, liegt auch in Ihren Händen, liebe Leserinnen und Leser.

Der Geist des Göttlichen geschieht: wärmend, kühlend, heilend, lösend, erhellend, verlebendigend, tröstend, denkend, lenkend, atmend über jedem einzelnen Menschen.


Glauben braucht Gemeinschaft. Darum gibt es unsere Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist, in der viel geschieht. Viele Menschen engagieren sich hier gerne und sorgen für attraktive und schöne, feierliche und besinnliche Momente. Sie sorgen sich um die Mitmenschen, bieten sich an und helfen.

Beelen wäre um vieles ärmer ohne die Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist. Allerdings merken die Mittuenden auch, dass es kein Massen-Schlaraffenland mehr gibt. Die Pfingsterzählung der Apostelgeschichte zeigt, wie die ersten Anhänger Jesu lernten, die Geister zu unterscheiden und den Blick frei zu bekommen für die Zukunft.

Der pfingstliche Ruf um das Kommen und den Beistand des Geistes Gottes könnte Ansporn zum Handeln werden – im Kleinen wie im Großen.

Der vorliegende Pastoralplan spiegelt die derzeitige Situation der Gemeinde realistisch wider, beinhaltet aber auch Visionen für die Zukunft.

 

Folgendes Gebet könnte beim konkreten Erfüllen des Pastoralplanes helfen:

Mach alles neu
Durch dich, Heiliger Geist kann alles neu werden.
Gib uns neue Gedanken, und lass uns das Undenkbare denken.
Gib uns neue Gefühle, und lass uns das Unbegreifliche fühlen.
Gib uns neue Taten, und lass uns das Unmögliche tun.
Gib uns ein neues Herz, und lass uns dem Unfassbaren Raum geben.
Mach alles neu und lass uns deine neue Welt sein – hier auf Erden.
(Anton Rotzetter aus „Unser Leben“)


Verantwortlich: Ausschuss Pastoralplan vom PfarreiRat St. Johannes Baptist Beelen, beschlossen und verabschiedet bei der Pfarrversammlung am 12. November 2017

Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist Beelen