von Stephanie Wolbeck

30. Sonntag im Jahreskreis   

Gedanken zum Sonntag 24. Oktober 2021

Jeder von uns hat seine eigenen An-schauungen. Manche Menschen sehen vorwiegend schwarz, andere sehen alles rosarot. Wieder andere nehmen keine Farben wahr und sehen die Welt in Schwarz-Weiß. Bei manchen Menschen hat sich der Gesichtskreis verengt, weil sie immer nur auf das für sie gerade Wichtige konzentriert sind, und nehmen darüber hinaus nichts anderes wahr.

Wie steht es mit Ihrem Sehvermögen?

Im Evangelium wird uns heute ein Blinder begegnen, der Jesus bittet: "Herr, ich möchte wieder sehen können." Ein gutes Sehvermögen ist ein Geschenk Gottes, für das wir nicht genug danken können, bzw. um das wir ihn bitten, wo es uns fehlt. Hans Hütter (2018)

 
Gebet
 
Wir danken dir, Gott, für die Augen.
Für das Wunder, die Welt immer neu zu sehen.
Du kennst die lachenden Augen,
du kennst die weinenden.
Wir bitten dich um einen liebevollen Blick,
um Verständnis und Solidarität.
Bewahre uns davor, einander preiszugeben
oder über einander herzufallen.
Schenke uns jeden Tag,
dass die Sonne unter uns aufgeht.
Da bitten wir im Namen Jesu,
der das Licht der Welt ist.
In Ewigkeit. Manfred Wussow (2009)
 
 

EVANGELIUM vom 30. Sonntag im Jahreskreis - Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:

In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jéricho verließ,  saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids,

hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbúni, ich möchte sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh!  Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach. Mk 10,46B-52

 

Gedanken anstelle einer Predigt

In den Kapiteln vor der Bartimäusgeschichte geht es um Ereignisse unmittelbar vor dem Einzug Jesu in Jerusalem, um Leidensankündigung und den Streit der Jünger, wer der Erste im Messiasreich sein soll. Beides will nicht zueinander passen. Die Bartimäusgeschichte, die aufgrund ihrer Form vermutlich von Markus aus anderen Quellen aufgegriffen wurde, lässt nun die Zuhörerschaft wissen, worauf es in der Nachfolge Jesu ankommt: nicht auf Kalkül und Rankings, sondern auf Vertrauen und die Erkenntnis Gottes. Der Blinde (dessen Geschichte auch in den Evangelien des Lukas und des Matthäus zu finden ist) kann nicht kalkulieren. Wenn er geheilt werden will, muss er alles auf eine Karte setzen. Markus lässt damit die Menschen wissen: So geht Nachfolge, voll Vertrauen, das Einsicht und Erkenntnis schafft. Der Weg der Nachfolge muss dann genauso konsequent gegangen werden, notfalls auch als Kreuzesnachfolge: Und er folgte Jesus auf seinem Weg nach, heißt es am Ende Perikope; das meint: mit nach Jerusalem hinein zu Verurteilung und Kreuzestod Jesu. Lesungskommentar Martin Stewen (2021)

 

Zum Nachdenken 

Außenseiter, Spitzenreiter
 
Bartimäus: blind, Außenseiter, Habenichts.
Hilflos in einer nur für Sehende hellen Welt.
Hell und heil ist für ihn gar nichts
Und doch ist der an den Rand Gedrängte
einzigartig hellsichtig.
 
Erst einmal ist er, der Zaungast, laut.
Erst einmal ist er, der nur Geduldete, ungeduldig.
Er kennt seine Zwangslage:
Nur wenn er lästig ist, wir er gehört:
Doch die, die er braucht, fühlen sich belästigt.
 
Eine Zwickmühle, ein Teufelskreis,
eine ewige Zwangslage, eine Falle!
Bartimäus ist wütend,
Bartimäus muss alles schlucken,
muss seine Wut herunterschlucken.
 
Bartimäus ruft nach Jesus,
laut, und immer lauter,
er nimmt Ärger in Kauf.
Und Jesus?
Jesus wendet sich ihm zu!
 
Er hilft ihm wiederzufinden,
was er so gründlich verlernt hat,
Vertrauen und Selbstvertrauen:
Ich sehe dich!
Und Bartimäus - sieht!
 
Dorothee Sandherr-Klemp (zu Mk 10,46-52) aus Magnificat. Das Stundenbuch 10/2021, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; in www.pfarrbriefservice.de
 
 
Schlusssgebet
 
IN EINEM ANDEREN LICHT
Menschen.
die aus der Hoffnung leben
sehen weiter
 
Menschen
die aus der Liebe leben
sehen tiefer
 
Menschen
die aus dem Glauben leben
sehen alles in einem anderen Licht
 
Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2006
 
 
 

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