26. Sonntag im Jahreskreis -
Gedanken zum Sonntag 26. September 2021
Im Evangelium droht Jesus denen, die sich an den Kleinen und Schutzlosen vergreifen, Höllenqualen an. Wir müssen uns bewusst sein, dass es böse Machenschaften gibt, gegen die es zu kämpfen gilt. Jedoch auch der Geist Gottes ist am Werk und bewirkt Gutes; sogar durch Menschen, denen wir es auf den ersten Blick nicht zutrauen. Mag. theol. Pater Hans Hütter (2018)
S T I L L E
EVANGELIUM vom 26. Sonntag im Jahreskreis - Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:
In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Mk 9,38-48
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Gedanken anstelle einer Predigt
DAS REICH GOTTES UND SEIN KAMPF GEGEN DAS BÖSE
HIMMEL UND HÖLLE
Über Himmel und Hölle kann man trefflich Witze machen. Diese spielen oft mit Ängsten, die jeder doch irgendwie kennt, die aber nicht in der gefühlten Weise realistisch ist. [...] Gibt es die Hölle? – Diese Frage lässt sich leicht stellen aber kaum endgültig beantworten. Woher kommen die Ängste? Es gibt auf jeden Fall Höllenpein. In diese können unversehens Opfer von Unfällen, Katastrophen, Terroranschlägen, Kriegen, Geiselnahmen, Vergewaltigungen, Menschenhandel oder Kindesmissbrauch gestürzt werden. Kein Mensch ist gänzlich davor gefeit. Körperliche und seelische Verletzungen können Menschen den Rest ihres Lebens peinigen.
WIR BRAUCHEN EINEN REALISTISCHEN BLICK AUF DAS BÖSE IN DER WELT UND IN UNS SELBST
Wie können wir uns dagegen schützen? Es braucht einen realistischen Blick auf mögliche Gefahren, denen wir ausgesetzt sind. - So schön die Natur sein kann, sie hat auch ihre dunklen Seiten, wenn ihre Gewalten losbrechen oder losgetreten werden und Menschen vernichten. - So nützlich und hilfreich Technik und Fortschritt sind, ihre Folgen für den Menschen und für die Umwelt können nicht sorgsam genug abgeschätzt werden. - Kriegsspiele üben auf viele Menschen einen zauberhaften Reiz aus und rufen einen Nervenkitzel hervor. Sie geben ein Gefühl von Überlegenheit und Stärke. Wo der Krieg jedoch zur Wirklichkeit wird, werden die schlimmsten Phantasiebilder grauenvolle Realität. - Selbst die schönsten Erfahrungen des Lebens wie Liebe und Sexualität haben auch dunkle Kehrseiten und Abgründe in sich. Wo sie missglücken oder missbraucht werden, können sie schmerzvolle Folgen haben und Menschen traumatisieren.
WIE KÖNNEN WIR UNS VOR DEM BÖSEN SCHÜTZEN?
Zu keiner Zeit haben Menschen mit qualvollen Vorstellungen gespart, was Menschen alles zustoßen kann. Mit Bildern von Folter und Feuer haben sie mögliche Schrecken ausgemalt, um einander zur Vorsicht zu mahnen. Auch die Bibel kennt solche Vorstellungen. Man muss behutsam damit umgehen, denn wo sie missbraucht werden, um Menschen zu ängstigen oder Menschen zu unterdrücken, stiften sie Unheil und schaffen sie Unrecht. Höllenpredigten, die Menschen zum Kreuz kriechen lassen sollen, sind sicherlich nicht im Geiste Jesu. Das kann auch nicht die Absicht Jesu, aus dessen Mund wir im heutigen Evangelium harte Worte über Verführer gehört haben, gewesen sein. Gut mitvollziehen können wir, dass er in Rage kommt, wenn er darüber spricht, wie manchen Menschen ihre Macht über Unmündige missbrauchen und diese zu Dingen verführen, unter deren Folgen sie ein Leben lang zu leiden haben.
HOFFNUNG AUF GENUGTUUNG UND GERECHTIGKEIT
Die biblischen Reden von der Hölle und von Höllenstrafen hat noch eine weitere Dimension: Interessanterweise werden dieselben Qualen, von denen wir fürchten, dass wir ihnen zum Opfer fallen könnten, den Tätern als Strafe für ihr unrechtes Tun angedroht. Darin verbirgt sich die Hoffnung, dass irgendwann den Opfern Gerechtigkeit widerfahren muss. Wir können uns nicht damit abfinden, dass jene, die Unheil über die Unterlegenen und Schwächeren bringen, für immer triumphieren. An ihnen soll geschehen, was sie anderen angetan haben. Die Erwartung eines gerechten Richters, der die Übeltäter bestraft, will jene rehabilitieren, die in dieser Welt zu Verlierern geworden sind. Gleichzeitig will sie Menschen abhalten, Böses zu tun. Wie jedoch ein Gott, von dem wir glauben, dass er barmherzig ist, dies anstellen wird, ist seine Sache.
Viele Untaten rächen sich von selbst. So bekommen wir die Folgen eines rücksichtslosen Umgangs mit der Schöpfung nach und nach zu spüren. Ungerechte Verteilung des Wohlstandes triebt Millionen von Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und neue Lebensmöglichkeiten zu suchen. Der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker zerstört das Vertrauen vieler Menschen in die Seelsorger und zieht die Kirche wie ein Mühlstein am Hals in die Tiefe...
AUCH DAS GUTE IST MÄCHTIG
Das heutige Evangelium enthält aber auch Passagen, die uns aufhorchen und hoffen lassen, Gottes Geist ist trotz allem am Wirken. Er wirkt auch in Menschen und durch Menschen, von denen wir meinen, dass sie nicht zu uns als Kirche im engeren Sinn gehören. Es gibt zahllose Menschen, die Gutes tun und sich für Gutes einsetzen. Alles Gute, das ein jeder von uns tut, und sei es noch so klein wie ein Schluck Wasser, gibt Hoffnung für das Wachsen des Reiches Gottes. Mag. theol. Pater Hans Hütter( 2018)
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